Mainpost 06.06.2020
Zeilitzheim
Volkacher Krähen fressen Zeilitzheimer Landwirt den Acker leer
Landwirt Gerhard Herbert staunte nicht schlecht, als er nach seinem Mais-Acker bei Volkach schaute: Das Feld war fast völlig kahl – vermutlich das Werk von Saatkrähen.
iel ist nicht mehr übrig. Der Acker bei Volkach in der Nähe der Wallfahrtskirche Maria im Weingarten ist etwa einen halben Hektar groß (5000 Quadratmeter). Landwirt Gerhard Herbert hat darauf Mitte April Mais gesät, der später als Futter für die eigenen Milchkühe dienen sollte.
Als Herbert diese Tage das Feld aufsuchte, um zu sehen, wie sich die Saat entwickelt hat, war er baff: Da standen kaum mehr Pflanzen drauf. Stattdessen überall kleine vier bis fünf Zentimeter tiefe Löcher, rund acht Zentimeter im Durchmesser. Vereinzelt ragt alle paar Meter ein Maispflänzchen hervor. Ansonsten ist die Fläche fast komplett kahl. Normalerweise stünden jetzt auf dem Acker pro Quadratmeter zehn junge Maispflanzen, die Anfang Juni eine Wuchshöhe von rund 20 Zentimeter erreicht haben müssten, beschreibt es Herbert. Was ist hier also passiert? "Das waren die Saatkrähen", ist der 66-jährige Zeilitzheimer überzeugt.
Klagen über Lärm und Dreck
In Volkach gibt es seit drei Jahren eine Saatkrähenkolonie in der Allee entlang des Stadtgrabens von der Alten Post bis zum Weinfestplatz, wo die Vögel in den Baumkronen ihre Nester gebaut haben. Die Tiere erfreuen sich insbesondere bei Landwirten der Umgebung und auch bei einigen Anwohnern nicht unbedingt großer Beliebtheit. Zum einen gibt es Klagen über Lärm und Dreck, den die Vögel verursachen. Zum anderen werden sie ihrem Namen gerecht und fressen gerne die Saat auf frisch bestellten Äckern.
Futter wird knapp
Den verlorenen Mais-Acker bei der Wallfahrtskirche haben die Herberts nun neu bestellt und Anfang Juni Kleegras ausgesät. In der Hoffnung, dass ausreichend Regen kommt, könnte es heuer noch für eine Mahd reichen. Denn die Milchkühe brauchen Futter und das wird nach zwei Trockenjahren in Folge durchaus knapp, wie Juniorchef Philipp Herbert sagt. 2017 sei noch eine sehr gute Ernte eingefahren worden, so dass der Betrieb Vorrat anlegen konnte. Der habe gut über die zwei trockenen Jahre 2018 und 2019 hinweggeholfen, allerdings wäre ein drittes trockenes Jahr in Folge ein echtes Problem.
Schadensersatz: Da geht nicht viel
Das Problem, dass einige Tierarten Landwirten regional besonders zu schaffen machen, gibt es immer wieder, befriedigende Lösungen dagegen kaum. So haben etwa seit Jahren Landwirte in Sand am Main (Landkreis Haßberge) wegen einer Wildgänse-Kolonie enorme Schäden, die sich - ähnlich wie die Saatkrähen bei Volkach - an den frisch bestellten Feldern zu schaffen machen. Vorgaben des Naturschutzes verhindern jedoch, dem Problem Herr zu werden. Den Landwirten wäre schon geholfen, wenn es verlässlich Schadensersatz geben würde, aber da gibt es laut Manfred Kraus, Geschäftsführer der Verbundgeschäftsstelle Schweinfurt/Hofheim im Bayerischen Bauernverband, derzeit keine vielversprechenden Ansätze.
Gerhard Herbert bleibt also nichts anderes übrig, als den Schaden hinzunehmen und immer wieder auf das Problem hinzuweisen. Die Krähen, sagt er, sind in einem Umkreis von etwa zehn Kilometern um Volkach unterwegs, betroffen sind mehrere Landwirte. Und: "Es wird ja nicht weniger", stellt Sohn Philipp fest. Die Tiere sind gut geschützt und finden reichlich Nahrung, es sei davon auszugehen, dass sie sich weiter vermehren und in den kommenden Jahren noch mehr Schaden anrichten. Und nicht nur Felder sind betroffen, auch gehen sie auf die Silage, picken laut Philipp Herbert die Folien auf und bedienen sich.
"Verfehlte Naturschutzpolitik"
Vater Gerhard Herbert sieht das Problem genau darin, dass die Krähen sich ungehindert vermehren und ausbreiten dürfen. Ein paar wenige Vögel? Das wäre kein Problem: "Die Krähen machen ja normalerweise nicht solche Schäden". Aber wenn sie in diesen Massen auftreten wie in der Kolonie in Volkach: "Das ist verfehlte Naturschutzpolitik", sagt er.