Warum historische Rosen niemals gelb sind und ihr Duft so betörend ist

17.06.2022

Mainpost 17.06.2022

Kolitzheim

Warum historische Rosen niemals gelb sind und ihr Duft so betörend ist 

Christine Bender ist eine Rosenexpertin. In ihrem Garten in Kolitzheim wachsen vor allem historische Rosen. Ein Spaziergang im Rosenparadies. 

Dieser Duft! "Wenn man ihn einmal in der Nase hat, vergisst man ihn nie mehr im Leben", sagt Christine Bender. Schon von Weitem steigt er in die Nase, dieser berauschende Duft, den nur die alten, historischen Rosen in der Blüte haben. "Die Rose de Resht ist ein Knaller im Garten." Auch optisch. Mit ihren purpurrot leuchtenden Blüten setzt sie im Beet einen besonderen Akzent und zieht die Blicke auf sich.

Es ist Rosenzeit und Christine Bender hat wieder zum Spaziergang in ihrem Rosengarten in Kolitzheim eingeladen. Diesmal ist die Seniorenunion des Landkreises Schweinfurt mit Vorsitzendem Dieter Wagner und rund 30 interessierten Frauen und Männern zu Gast. Es ist ein duftendes Erlebnis, nach der Corona bedingten zweijährigen Zwangspause ein wahrliches Fest für die Sinne.  

Rosen über Rosen wohin das Auge blickt: rund um den Seerosenteich, vor der Terrasse, entlang der Hauswand, vor der Mauer. Ein Farbenspiel in wunderbarer Harmonie: zarte Pastelltöne von Weiß bis Rosa wechseln sich ab mit dunklen Tönen von Purpur bis Karminrot. Vor allem an den dunklen Blüten erkennt man die alten Rosen. "Historische Rosen sind niemals gelb oder apricot", erklärt Christine Bender. "Alt sind Rosen, die schon vor 1000 Jahren existierten." 

Oder die 500 Jahre alte Centifolia, die bis zu zwei Meter hoch werden kann und "diese schönen kugeligen Blüten hat". Die Centifolia war die erste historische Rose, die Christine Bender in ihrem Garten pflanzte. Weil sie oft mehrere hundert Blütenblätter hat, wird sie auch "Hundertblätterrose" genannt. Und weil ihr Duft so intensiv und lieblich ist, wird er im Rosenöl oder Rosenparfüm konserviert. Ein aufwändiges Verfahren: Für einen Liter Rosenöl braucht man zwei Lastwagen voller Rosenblätter.

Den Edelrosen wurden die Dornen weggezüchtet

Die Centifolia war die Initialzündung für Benders gelebte Leidenschaft für alte Rosen, die aus vielen Gärten heute verschwunden sind. "Weil sie meist nur einmal blühen und viele Stachel haben." Den Edelrosen wurden diese Dornen mehr und mehr weggezüchtet. Mit den Rosenspaziergängen in ihrem Kolitzheimer Garten möchte die stellvertretende Landrätin deshalb ihre Begeisterung für alte Rosen weitergeben. Sie führt dabei ihre Besucher von der Geschichte über die Pflege bis hin zur Verarbeitung mit allen Sinnen in die Welt der Königin der Blumen ein.

Was so schon anzusehen ist, so wunderbarer duftet und so zart anzufassen ist, schmeckt auch gut. Christine Bender verrät ihren Gästen ein paar Rezepte, was man aus Rosen zubereiten kann. Zum Beispiel Rosenbutter, Rosengelee, Rosensaft, Rosenzucker, Rosenlikör. Oder: "Die Blütenblätter trocknen und zum Tee geben, und schon haben Sie einen Rosentee." Für all diese rosigen Köstlichkeiten eignen sich aber nur die historischen Rosen. Denn nur sie haben genügend Aromastoffe. 

Gepflückt werden die Rosenblätter immer frühmorgens und nur wenn es trocken ist. Das ist wichtig, damit die Rosenblätter bei der Verarbeitung ihr volles Aroma entfalten können. "Die Rose muss richtig reif sein", erklärt Christine Bender, "denn dann ziehen sich die Bitterstoffe zurück."

Foto: Irene Spiegel | Die Kreis-Seniorenunion war zu Gast im Rosengarten der stellvertretenden Landrätin Christine Bender (links).

Die Alba-Rosen sind ihre Lieblinge für Saft und Gelee. Ihr feiner Duft und die weißen Knospen, die beim Aufblühen rosarot werden, "sind wie ein errötendes Mädchen". 

Ihr zweiter Favorit: die Comte de Chombard, eine Portland-Rose. "Ein toller Duft und etwas fürs Auge", schwärmt die Rosenexpertin. 

Wertvolle Gartentipps von der Rosenexpertin

Beruflich ist Christine Bender als Landwirtschaftsrätin im Gartenbauzentrum Bayern Nord
am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen tätig. Ehrenamtlich engagiert sie sich nicht nur als stellvertretende Landrätin und stellvertretende Kreisvorsitzende der CSU Schweinfurt Land, sondern auch als Geschäftsführerin des Bezirksverbands Gartenbau und Landespflege Unterfranken. Für ihre Gäste hat sie deshalb immer auch wertvolle Gartentipps parat. Vor allem natürlich für die Rosen.

Foto: Irene Spiegel | Ein Meer an Rosenblüten umrankt den Eingang zum Pfarrgarten.

Die Gäste erfahren, dass die Königin der Blumen immer einen Hofstaat um sich herum braucht. Zum Beispiel den Lavendel oder den Frauenmantel. Oder dass die Rose nicht regelmäßig gegossen werden soll, weil sie sich mit ihren Wurzeln selbst mit Wasser tief aus dem Boden versorgt. "Die Rose wird den Klimawandel überstehen", ist sich Christine Bender deshalb sicher. Oder dass die Rosen geschnitten werden, wenn die Forsythien blühen. Das ist Ende März/Anfang April. Oder dass Kaffeesatz ein prima Rosendünger ist.  

Christine Bender kann viel erzählen über die Rose. Auch dass zahlreiche Dichter sie in ihren Werken verewigt haben. Zum Abschluss des wundervollen Rosenspaziergangs, der unter den über 200 Jahre alten Nussbäumen im rosenumrankten Pfarrgarten endet, rezitiert sie deshalb noch ein wunderschönes Rosengedicht von Heinrich Seidel.  "Oh du schöne Rosenzeit", eine Liebeserklärung an die Königin der Blumen

 

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