Mainpost 25.08.2021
Gernach
Zwei Hauswirtschafterinnen mit Herzblut
Sieben junge Frauen haben ihre Abschlussprüfung als Hauswirtschafterin erfolgreich abgelegt. Zu ihnen gehören Lisa Recknagel und Christin Braun.
„Ich bin sehr stolz auf meinen Abschluss, denn den hatte mir meine Ausbilderin eigentlich nicht zugetraut", erzählt Lisa Recknagel überglücklich. Die 28-Jährige aus Gernach ist eine von sieben jungen Frauen, die ihre Abschlussprüfung im Beruf Hauswirtschafterin im Rahmen der dualen Ausbildung erfolgreich abgelegt haben. Unter den Absolventinnen war auch Christin Braun aus Hirschfeld. Im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg nahmen die Frauen nun ihre Zeugnisse und Urkunden entgegen.
Drei Jahre dauerte die duale Ausbildung. Sie fand in anerkannten Ausbildungsbetrieben statt und bereitete die Frauen auf die vielseitigen und abwechslungsreichen Arbeiten in der Hauswirtschaft vor. Lisa Recknagels Ausbildungsbetrieb war die Deutsche Rentenversicherung, die das Reha-Zentrum in Bad Kissingen betreibt. Ende des zweiten Lehrjahrs wurde sie schwanger. Vor fünf Monaten kam dann der kleine Moritz zur Welt. "Wegen Corona wurde die Ausbildung oft im Homeschooling durchgeführt", schildert sie. So stellten die Schwangerschaft und die Geburt keinerlei Probleme in der Ausbildung dar. Schwierig gestaltete sich lediglich das Stillen des Säuglings in der Zeit der Prüfungen. "Mein Mann Markus hat mich da super unterstützt", blickt sie zurück.
Was ist der richtige Beruf?
Der Ausbildungsabschluss ist für Lisa auf der Suche nach dem richtigen Beruf eine Art Happyend. Beruflich hat sie in ihrem Leben schon viel ausprobiert, bis sie das Richtige gefunden hat. "Ich musste einfach erst einmal reifer werden." In Hessen und Thüringen aufgewachsen, machte sie 2009 den Hauptschulabschluss. Es folgten zwei Jahre Berufsschule im Fach Hauswirtschaft. "Ich wusste damals noch nicht, was ich lernen sollte. Es war eine Art Überbrückungszeit."
Danach legte sie ein Schnupperjahr in Coburg in mehreren Jobsparten ein. Es folgte eine zweijährige Ausbildung zur Verkäuferin in einem Supermarkt bei Coburg mit Abschluss. Mit ihrem Mann zog sie nach Schweinfurt und begann 2019 die Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Ein Jahr später wurde in Gernach Hochzeit gefeiert. In diesem Jahr schloss ihre Prüfung mit einer "2" vor dem Komma ab und stellte damit das fundiertes Fachwissen, berufliche Handlungsfähigkeit und soziale Kompetenz unter Beweis.
Festanstellung als Hauswirtschafterin
Einen guten Abschluss brachte auch die 19-jährige Christin Braun mit nach Hause. Nach dem Abschluss der Förderschule absolvierte sie ein Praktikum im Seniorenheim BeneVit Haus Mainbogen in Gochsheim. Nach der nun abgeschlossenen Ausbildung folgte dort die Festanstellung als Hauswirtschafterin. Weil das Konzept in diesem Altenzentrum vorsieht, dass die älteren Menschen bei täglichen Arbeiten mithelfen, leitet sie diese beim Kochen, Wäschemachen und Putzen an.
Ihre Lieblingsbeschäftigung ist das Kochen, auf der Arbeit wie auch daheim bei Papa. Im kommenden Jahr möchte sie die Fortbildung zur Meisterin beginnen. Während Lisa in der Ausbildung ein Baby bekam, trennten sich Christins Eltern in den Zwischenprüfungen. Ein Schock, der ihr beim Lernen die Konzentration raubte. Letztlich hat sie es doch geschafft, weil sie den Beruf so liebt.
Liebe und Spaß bei der Arbeit
"Die Arbeit muss Spaß machen und aus dem Herzen kommen", ist sich auch Lisa sicher, die richtige Berufswahl getroffen zu haben. In der Vergangenheit tauchten immer wieder Zweifel auf, ob es in ihrem Alter richtig sei, noch einmal eine Ausbildung zu machen. "Die jüngeren Frauen in unserer Gruppe haben mir immer wieder Mut gemacht und mich angespornt." Nicht nur "Kochen und Putzen" wie früher macht den Hauswirtschaftsberuf aus. Die Bandbreite sei riesig, betont Lisa. Dazu gehören heute auch Kinderbetreuung und Altenpflege.
Als Hauswirtschafterin müsse man ein Teamplayer sein, andere anspornen und immer das Menschliche sehen, sagt sie. "Einzelgänge gehen auf keinen Fall." Auf ihrer beruflichen To-do-Liste steht noch die Weiterbildung zur Betriebswirtin, natürlich erst wenn Klein-Moritz in der Kita betreut wird. Zuvor wird sie noch neun Wochen die Schulbank drücken, um das Zertifikat als Assistentin für Ernährung und Versorgung zu erhalten. Auch ihr Ehemann, ein gelernter Industriemechaniker, bildet sich stetig fort und macht zurzeit seinen Betriebswirt.
Zeugnisübergabe in Würzburg
Auf Höhen und Tiefen der Ausbildung angesprochen, fällt Lisa nur ein Höhepunkt ein: die Zeugnisübergabe in Würzburg. Peter Schwappach von der Regierung von Unterfranken gratulierte den Fachkräften und erinnerte daran, dass das Lernen im Leben nie aufhört. Bildungsberaterin Beatrix Weber-Hilpert lobte die Absolventinnen. Sie könnten stolz auf den Abschluss sein, den sie durch Interesse und Leistungsbereitschaft erreicht hätten. Die Ausbildung sei wegen der Corona-Pandemie auch an den Prüfungstagen nicht einfach gewesen. Praktische Ausbildungsinhalte hätten zeitweise zuhause erarbeitet werden müssen.
Als Auszeichnung für den Berufsabschluss erhielten die jungen Damen Urkunden mit der Signatur der bayerischen Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michaela Kaniber.
Die Absolventinnen: Christin Braun (Hirschfeld), Katharina Hein (Prüfungsbeste, Willanzheim), Sarah Kuhn (Himmelstadt), Amelie Müller (Sailauf), Lisa Recknagel (Gernach), Carina Thorwarth (Reichenberg) und Katharina Trunk (Winterhausen).