Hilfsbereit in der Stunde der Not

07.07.2016

Mainpost 07.07.2016

GERNACH

Hilfsbereit in der Stunde der Not

Gut vier Wochen sind vorbei, seit am 29. Mai kurz nach 23 Uhr in Gernach (Lkr. Schweinfurt) und Umgebung die Feuerwehr-Sirenen heulten: Ein Blitzschlag hatte das Haus von Georg und Doris Berchtold in der Siedlung getroffen.

Die beiden waren gerade in den Urlaub gefahren. Schlimm, diese Nachricht zu bekommen, schlimm, dass sie selbst nicht mithelfen konnten. Trotz der Hiobsbotschaft waren sie erleichtert, dass bei dem Brand keine Personen zu Schaden gekommen waren. Zwei ihrer Kinder waren im Haus gewesen, als der Blitz einschlug.
Ein Bild der Zerstörung: Nur noch traurige Reste lässt das von einem Blitz verursachte Feuer vom Dach übrig. Foto: Bernhard Berchtold

Jetzt, vier Wochen nach dem schlimmen Ereignis, ist erstmals Zeit, durchzuatmen und zurückzuschauen. „Ich möchte allen sehr herzlich danken, die uns, gerade in der Zeit, als wir nicht da sein konnten, geholfen haben“, sagt Georg Berchtold. Vorbildlich sei der Einsatz der Feuerwehr gewesen. Unter der Leitung von Kreisbrandmeister Alexander Bönig hätten sie professionelle Arbeit geleistet. Nach einem langen Arbeitstag für viele mussten sie sich mit den Löscharbeiten und der Überwachung der Brandstelle auch noch die Nacht um die Ohren schlagen.

Stellvertretend für die etwa 90 Feuerwehrleute im Einsatz sei der Kommandant der Gernacher Feuerwehr, Jürgen Friedrich, erwähnt: Immer wieder war er auch nach dem Löschen mit der Wärmebildkamera am Brandort, um zu überprüfen, ob nicht doch noch irgendwo Glutnester vorhanden sind. Er sorgte außerdem mit dafür, dass den Helfern am nächsten Morgen Verpflegung geliefert wurde.
Georg Berchtold und sein Bruder Bernhard berichten, dass die Hilfsbereitschaft der Gernacher nach dem Brand groß war. Sie erzählen von der Nachbarin, die fragt, was gebraucht wird, und spontan drei Kannen Kaffee für die Helfer bringt.

Eine junge Gernacherinnen bringt „einfach so“ drei Tüten Gebäck vorbei. Die Nachbarn stellen selbstverständlich ihre Carports und weitere Unterstellmöglichkeiten für die Helfer zur Verfügung, damit die einen Augenblick ausschnaufen, eine Tasse Kaffee trinken können.

Helferinnen und Helfer kamen aus dem ganzen Dorf, unaufgefordert, darunter viele junge Leute. Sie arbeiteten zusammen „wie eine Familie“, schildert Bernhard Berchtold im Rückblick die Stimmung bei den Aufräumarbeiten. Selbstverständlich war das Angebot: „Ich bleibe hier und helfe, wenn ihr mich braucht, ich rufe in der Arbeit an, dass ich erst später komme.“
Auch Urlaubstage werden geopfert, um mitzuhelfen, die verkohlten Balken des Dachstuhles zu entfernen, den Schutt zu beseitigen, die Straße zu kehren. Kleider, die durch das Löschwasser völlig durchnässt waren, mussten getrocknet werden. Dinge, die durch das Feuer nicht zerstört waren, wurden aus dem Haus geräumt, um weiteren Schaden zu verhindern, um zu retten, was zu retten war.
Toll sei auch der Einsatz der benötigten Firmen gewesen. Sie hätten selbstverständlich umdisponiert, waren schnell zur Stelle, um ein Gerüst aufzubauen und ein Behelfsdach anzubringen, damit nicht weitere Nässe ins Haus dringt. „Ich war überwältigt von der spontanen Hilfsbereitschaft, von dem Mitgefühl, das viele zum Ausdruck brachten“, so Georg Berchtold. „Von den ermunternden Worten, die manche für unsere Familie hatten: ,Das packen wir‘.“

Es berührt ihn immer noch sehr, wenn er daran denkt, „wie hilfsbereit die Gernacher in der Stunde der Not für unsere Familie waren“, blickt Berchtold auf diese für ihn und seine Familie nicht leichten vier Wochen zurück.

 

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