Lange und lebhafte Diskussion im TSV-Sportheim

07.04.2022

Mainpost 07.04.2022

Gernach          Bürgerversammlung I

Lange und lebhafte Diskussion im TSV-Sportheim

45 Bürgerinnen und Bürger sowie 13 Gemeinderätinnen und Gemeinderäte waren zur Bürgerversammlung ins TSV-Sportheim gekommen - und eine Fülle von Themen kam zur Sprache. Die Unklarheiten im Zusammenhang mit dem Baugrundstück am Weg zum Berghof und die geplante Photovoltaik-Anlage am Weg von Gernach nach Lindach waren die beiden Themen, die die Gernacher Bürgerinnen und Bürger am meisten bewegten.

Zu Beginn der Versammlung hatte Bürgermeister Horst Herbert vorgestellt, was den Gemeinderat und die Verwaltung zur Zeit am meisten beschäftigt: Die großen Bauprojekte der Gemeinde, Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen, der geplante Schulhausneubau, Breitbandausbau, Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, die neuen Baugebiete und die Finanzen. Gernach konnte im vergangenen Jahr um 20 Einwohnerinnen und Einwohner zulegen. Eine Seltenheit: im vergangenen Jahr hatte Gernach keinen Sterbefall zu verzeichnen. Gernach hatte am 1. Januar 547 Einwohner.

Die Behandlung des Bebauungsplans im Gemeinderat für die geplante Photovoltaikanlage wurde aufgrund des Personalmangels in der Gemeindeverwaltung um etwa ein halbes Jahr verschoben. Die geplante Baugebietserweiterung stoße auf Probleme, da in dem dafür in Aussicht genommenen Bereich ein mit einer Hypothek belastetes Grundstück liegt. Der Hypothekenberechtigte für dieses Grundstück ist im 2. Weltkrieg gefallen, Erben sind keine bekannt, die Nachlassermittlungen gestalten sich schwierig.

Radweg wird erneuert

Die Gemeinde wurde über die geplante Errichtung eines Mobilfunkmastes direkt gegenüber dem Berghof informiert, Pläne liegen noch keine vor. "Es gibt schon Gegenwind, die Betreiber wissen darüber Bescheid", so Heck.

Winfried Nickel und Rebecca Weber monierten den schlechten Zustand des Radwegs von Gernach nach Unterspiesheim. Die Antwort des Bürgermeisters: Im Rahmen der Flurbereinigung werde der Weg auf der Unterspiesheimer Gemarkung neu gemacht. Der Vorschlag, den Winfried Nickel machte, das etwa 300 Meter Stück des Weges auf Gernacher Gebiet mit zu erneuern, sei nicht einfach zu realisieren, da er ausgeschrieben werden müsste, informierte der Bürgermeister.

Eine weitere Anfrage von Winfried Nickel: die Zahl der Gewächshäuser in der Nähe der Gernacher Seen steige, die damit verbundene Grundwasserentnahme wirke sich auch auf den Wasserstand der Gernacher Seen negativ aus. Die Aufstellung der Gewächshäuser ist genehmigungsfrei, so die Auskunft des Bürgermeisters. Die Wasserentnahme sei vom Wasserwirtschaftsamt kontrolliert worden, die Menge, die entnommen werden dürfe, sei festgelegt und werde kontrolliert. Es sei alles korrekt abgelaufen, so die Auskunft, die er vom Wasserwirtschaftamt erhalten habe.

Wasserrechtliches Verfahren

Zu bemängeln sei auch, dass wohl manche Leitungen nicht dicht seien, weil Wasser auf der Oberfläche stehe ergänzte Margot Schneider. Dadurch werde auch Wasser verschwendet. Andrea Heck äußerte den Wunsch, dass die Gemeindeverwaltung diesbezüglich nachhaltiger beim Wasserwirtschaftamt vorstellig werden solle.

Was auf dem Grundstück rechts auf dem Weg zum Berghof geplant sei, war eine weitere Anfrage von Winfried Nickel. Man habe gehört, dass dort eine Hühnerfarm mit mobilen Ställen geplant gewesen sei. Es seien verschiedene Bauten zu sehen, eine feste Hütte mit Schlot.

Das sei im Moment noch nicht genehmigt, ein wasserrechtliches Verfahren laufe, da der in der Nähe liegende Brunnen geschützt werden müsse, informierte der Bürgermeister. Die Ergebnisse des hydrologischen Gutachtens lägen ihm noch nicht vor.

Nitratwerte bedenklich gestiegen

Bernhard Berchtold berichtete, dass er die Wasserwerte des Brunnens regelmäßig untersuchen lasse, die Nitratwerte seien in den vergangenen Jahren besorgniserregend gestiegen. Der Bau einer Halle bis 100 Quadratmeter sei genehmigungsfrei, davon sei der Bauherr ausgegangen, informierte Horst Herbert. Als er einen Schlot eingebaut habe, habe der Bauherr - nachdem er ihn angesprochen hatte - einen Bauantrag einreichen müssen, der liege beim Landratsamt zur Entscheidung.

Die Halle sei als Eiersortieranlage beantragt, die Bauausführung mit großen Fenstern, ohne Wasser- und Abwasseranschluss lasse Bedenken daran aufkommen, so ein weiterer Beitrag aus dem Publikum. Die Entscheidung darüber, was mit den weiteren Bauten geschehe, liege auch beim Landratsamt.

Martina Treutlein sprach die mögliche Geruchsbelästigung durch die geplante Hühnerhaltung an. Sie hätte sich gewünscht, dass der Bauherr mit offenen Karten spielt und die Bürgerinnen und Bürger vorab über seine Pläne informiert hätte.

Stall für 1500 Hühner

Bernhard Berchtold informierte, dass für den Bauantrag für den mobilen Hühnerstall die Zahl von 1500 Hühnern angegeben gewesen sei. Es stieß bei den Gernacher Bürgerinnen und Bürgern auf Unverständnis, warum der Gemeinderat diesem Vorhaben zugestimmt habe. Der Bürgermeister äußerte Verständnis für den Unmut. Die Gemeinde könne aber gegen landwirtschaftliche Vorhaben das gemeindliche Einvernehmen nur verweigern, wenn die Gemeinde eigene Pläne für diese Fläche habe. Das sei nicht der Fall gewesen. Genehmigungsbehörde sei das Landratsamt.

Wenn es Immissionsprobleme gebe, sei die Immissionsschutzbehörde des Landratsamts zuständig. Ein Bürgerbegehren greife in dieser Angelegenheit nicht, da die Genehmigungsbehörde das Landratamt ist. Es sei aber möglich, Unterschriften zu sammeln, um die Vorbehalte der Bürgerinnen und Bürger deutlich zu machen, klärte der Bürgermeister auf Nachfrage hin auf.


 

 

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